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Fantasie-Spiegelung
Chess along (6) von Fritz Hoffmann, Weißenfels

Fata Morgana – „Korallenfee“ – ist die klangvoll-poetische Benennung optisch-atmosphärischer Erscheinungen, die mit der Luftspiegelung weit entfernter Landschaften und Bauwerke bei Wüstenreisenden Gefühle auslösen, die von Erschrecken bis Bewunderung reichen. Im Problemschach wurde die italienisch-arabische Wortsynthese durch den Titel „Fata Morgana“ (1922) von Dr. Eduard Birgfeld (1887-1939) geradezu berühmt. Der Schwalbe-Organisator behandelte darin mit internationaler Sammlung den Zugwechsel im Selbstmatt.

Der daraus ausgewählte Zweizüger (1) zeigt in der Schlüsselvariante den Wechsel von Abfang im Satz (1.- Dh3 2.L:h3 ...) zu Gamage II in der Lösung (1.- Dh3 2.Db7+ T:b7#) im Zugzwang.

Birgfelds Kultschrift hatte viele Originalzulieferer angeregt und nachhaltig auf manchen Epigonen gewirkt, am intensivsten wahrscheinlich auf jenen Interpreten der Fata Morgana, der als Problemist aus Erich Brunners Geburtsstadt Plauen bekannt wurde: Wolfgang Weber (1909-1981) verschrieb sich in Begeisterung über die Birgfeldsche Ideenvorgabe ganz und gar dem Zugwechsel im Selbstmatt, und sein schachliches Lebenswerk spiegelt die Vielfalt der Möglichkeiten auf diesem eingegrenzten Problem-Terrain wider. Fata Morgana bedeutete für ihn eine Spezialisierung ersten Grades, dabei Mehrzügerkomposition mit einzügigem Satzmatt eine Verengung zweiten Grades, und der dritte Grad mit „Schlag der Satzmattfigur“ stieg im internationalen Jargon geradezu zum „Typ Weber“ auf. Unser Beispiel (2) demonstriert den „Weber-Typ im Zugwechsel-Selbstmatt“ in prägnanter und instruktiver Weise.

Wolfgang Weber erfreute sich dank seiner Selbstmatt-Kennerschaft höchster Anerkennung in der Welt des Problemschachs. So war er z. B. zur Erarbeitung der FIDE-Alben dreimal als Turnierdirektor und zweimal als Albumrichter berufen worden. Solche Leistungen und Verdienste mögen in der Schachgeschichte unvergessen bleiben.

 
1) E. Birgfeld
Fata Morgana 1922, TRD gewidmet







s#2* (12+8)
1.La8!
Zugzwang

2) W. Weber
Schach 1959, 1. Preis







s#4* (8+10)
1.- T:h3#
1.Kg3! Ke3 2.K:h2 Kd4
3.T:e4+ K:e4 4.Dg4+ S:g4#

 


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