Im Hilfsmatt-Informalturnier 1995 lagen mir 15 Aufgaben aus nur dem Heft 45 zur Beurteilung vor: sieben h#2, zwei h# 2,5 und sechs h#3/h#4, darunter drei Duplex-Aufgaben. Man erkennt, daß Torsten Linß nur die besten Hilfsmatts ausgewählt hat von den Dutzenden ihm vorliegenden.
Zum ersten Mal habe ich alle Aufgaben vom Blatt gelöst. So habe ich oftmals Mängel sofort bemerkt, aber auch die Augenfälligkeiten der Stücke.
Trotz der geringen Masse konnte ich zwei schöne Preisaufgaben ausmachen:
J.M. Kapros & J.J. Lois h-45, Nr. 230
| J.M. Kapros & J.J. Lois h-45, Nr. 228
| J.M. Kapros & J.J. Lois h-45, Nr. 219
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1.Preis: Nr. 230 von Jorge Joaquin Lois & Jorge Marcelo Kapros
a) 1.Dg4 d4 2.Tf3 Sc3 3.Kf4 Sed5# (1.Tg4 ~ 2.Df3?); b) 1.Dg6 Sc4
2.Le6 d3 3.Kf5 Sde3# (1.Lg6 ~2.Dd6?)
Ein Prachtstück, ein Fund. Voller Strategie und Harmonie. Erst
nachdem die schwarze Dame zum Fernblock gezogen hat, kann Turm bzw. Läufer
entsprechend blocken, so daß der schwarze König "Umnow"-verfolgend
sein Mattfeld erreicht. Bei Weißgeht es auch hochinteressant strategisch
zu: Doppel- bzw. Einfachschritt des weißen Bauern. der im Zuge der
Lösung gefesselte weiße Springer wird von seinem Mitstreiter
entfesselt und zieht dann ebenfalls "Umnow"-typisch mattsetzend auf dessen
Ausgangsfeld (Funktionswechsel beider Springer). Die schönen Mustermatts
entsprechen dem Gesamtkunstwerk (was stören da schon der sTc2 und
der sSg8?).
2. Preis: Nr. 228 von Jorge Joaquin Lois & Jorge Marcelo Kapros
a) 1.Dg4 Kh2 2.Sd3 La5 3.Dd4 Sd2#; b) 1.Db8 Kg1 2.Sd4 Ta5 3.Db3
Se5#
Perfekte Harmonie, aber die strategischen Elemente sind einfache: die
Autoren haben es verstanden, die eigentlich rein zweizügige Thematik
kunstvoll zum Dreizüger zu verlängern; eine legitime Sache, so
meine ich.
1. ehrende Erwähnung: Nr. 219 von Jorge Joaquin Lois & Jorge
Marcelo Kapros
a) 1.L:d8 Sg7 2.Lf6 Le7#; b) 1.L:e8 Le7 2.Lg6 Sf7#; c) 1.L:f8 Sf7
2.Lh6 Sg7#
Ein Drilling mit viel Linienspiel. Eine SSL/T-Batterie wird von vier
schwarzen Langschrittlern beherrscht. "Locker hingestellter Zyklus der
weißen Züge; dabei Drittelbatterie mit Schlag und Linienverstellungen
der anderen Züge. Sperrmeidung jeweils im 1. wZug (=Dualvermeidung)."
so beschrieb Michael Pfannkuche treffend den Inhalt. Natürlich gibt
es Aufgaben mit Drittelbatterien schon, aber ich sehe darin keine Vorgängerschaft.
György Bakcsi h-45, Nr. 229
| Mario Parrinello h-45, Nr. 223(Version Nefedov)
| Michael Barth h-45, Nr. 226
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2. ehrende Erwähnung: Nr. 229 von György Bakcsi
a) 1.- S:g3 2.D:g3 Te2 3.Dd6 Sd5#; 1.K:e8 S:g4 2.D:g4 Te2 3.Dd7
Sd6#
Einzige Aufgabe mit Satzspiel. Echoartige Batteriematts. Der Schlüsselzug
ist ein echter Hammer und erscheint geradezu paradox. Die Stellung läßt
überhaupt nicht ahnen, daß es ein analoges Satzspiel gibt. Naja,
vielleicht stört das zweimalige 2.- Te2 ein wenig.
1. Lob: Nr. 223 von Mario Parrinello (Version Wladislaw Nefedow)
I) 1.Sg6 L:g6 2.Sb6 Te8#; II) 1.Sb6 L:b6 2.Sg6 Lc6#
Öffnen der 5. Reihe und Schließen der 6. Reihe, wobei ein
sSpringer immer geschlagen werden mußdurch einen weißen Läufer,
der aber nicht ohne zu schlagen verstellen kann; sonderbar.
2. Lob: Nr. 226 von Michael Barth
I) 1.- L:a1 2.Kg6 Lh8 3.h5 Tf6#; II) 1.- L:h8 2.a4 La1 3.Ta2 Tc3#
Duplex, leider nur in 2,5 Zügen und einem weniger schönen
sTc7. Die weiträumigen Züge der Läufer sind äußerst
sehenswert wegen ihrer schönen Switchbacks. Daß alles reziprok
erscheint, ist ein guter Knüpfungspunkt der beiden Phasen. Natürlich
gibt es zwei Mustermatts, aber es sind keine identischen Mattbilder.
Oelsnitz, im Februar 1999 Dieter Müller