harmonie-Thematurniere zeichneten sich in
jüngster Vergangenheit durch schwierig zu realisierende Thematik und
daraus resultierender geringer Beteiligung aus. Leider machte auch dieses
kleine Jubiläumsturnier dabei keine Ausnahme, sowohl der quantitative
Ertrag mit lediglich fünf korrekten Einsendungen als auch der qualitative
Gehalt der teilnehmenden Stücke dämpften meine (anscheinend zu
hohen) Erwartungen doch ziemlich. Falls aber dieses Turnier einige Komponisten
wenigstens zur Beschäftigung mit dieser noch weitgehend unerforschten
Materie angeregt haben sollte, dann können wir zumindest einen positiven
Effekt auf der Habenseite verbuchen.
Mein besonderer Dank gilt dem Turnierleiter
Günter Glaß, der sein Amt trotz einer Erkrankung hervorragend
ausübte, so weit es möglich war.
Der Entscheid bereitete mir mit Ausnahme
des Spitzenplatzes einiges Kopfzerbrechen, letzten Endes entschied ich
mich, alle formal und thematisch korrekten Stücke in den Preisbericht
aufzunehmen und dabei vorrangig die Nutzung selbstmatt-spezifischer Elemente
zu honorieren. Ein preiswürdiges Stück war leider nicht unter
den Einsendungen zu finden. Die noch teilnehmende Nr. 5 von E. Orlov mußte
wegen der NL 1.Dc4, 1.d4, 1.Sc3 u.a. disqualifiziert werden.
Michael Barth
| Drago Biscan
| Helmut Zajic
|
1. Ehrende Erwähnung: Michael Barth 2. Ehrende Erwähnung: Drago Bišcan (CRO) 1. Lob: Helmut Zajic (A) 2. Lob: Michael Barth 3. Lob: Ludovit Lacný (SLO) Einsprüche gegen den Entscheid können in der üblichen Dreimonatsfrist vorgebracht werden.
Trinwillershagen, November 1999
1.Td3+(A) Sd4(a)!; 1.Tf5+(B)? Se5(b)!
1.La3! (2.c4+ Kd4 3.Lb2+ Sc3#)
1.- Sd4(a) 2.Tf5+(B) S:f5 3.Df3+ L:f3#
1.- Se5(b) 2.Td3+(A) S:f3 3.Df3 L:f3#
Zwei römische Lenkungen des schwarzen Springers, wobei in der Lösung selbstmattspezifisch die mit der Lenkung verbundene Beseitigung der hinderlichen Masse des weißen Turms genutzt wird. Von der logischen Struktur und Umsetzung die beste Aufgabe unter den teilnehmenden, zur Preiswürdigkeit fehlt aber ein differenziertes Spiel im dritten Zug. Daß Weiß bei der Matterzwingung neben der Lenkung des schwarzen Springers auch die Linienöffnung für den weißen Turm a6 nutzt, ist dagegen zu verschmerzen, die Aufgabe wäre auch mit wTh6 statt a6 korrekt.
1.Db3? (2.D:d1+ T:d1#) Te7! 2.Th8 Te6!
1.Th8! (2.T:h3+ L:h3#) Th7 2.Db3! De7 3.D:d1+ De2# (2.- c2 3.D:d3+ Se3#)
1.- Td7 2.Db3 Te7 3.T:h3+ L:h3#
Dieses Stück mit vollzügig angelegtem Spiel zeigt in der hübschen Variante nach 1.- Th7 einen Palitzsch-Dresdner mit Einschaltung der schwarzen Dame als Ersatzverteidiger, nach 1.- Td7 wird die im Probespiel gute Verteidigung zu einer minderwertigen degradiert, so daß die Drohung trotzdem durchschlägt. Das ist die interessanteste Themenrealisierung überhaupt, die aber durch eine Vielzahl von Nebenvarianten (1.- Tg7, 1.- Te7) mit gleichwertigem Spiel verwässert wird. Leider sind letztere bei dem gewählten Schema wohl nicht zu vermeiden.
1.Dd6? (2.Dg3+ Lf3#) Tf7? 2.Da3+; aber 1.- g:h4!
1.Df6? (2.Df3+ L:f3+) g4 2.Dd6 usw.; aber 1.- Tf7!
1.De6! (2.Dh3+ L:h3#) g4 2.Dd6 Tf7 3.Da3+ Lb3#; 1.- Tf7 2.Dh3+ Tf3 3.D:f3+
(1.Df8? Sf7!)
Saubere Darstellung einer Beugung mit Auswahlschlüssel in Schwalbenform. Die Manöver der weißen Dame erinnern aber stark an die Titelaufgabe des Preisrichters in harmonie 52, Dez. 1997 (Lös.: 1.Dc7? (2.Dc4+) Db1+!; 1.De7? (2.D:e5+) Sc3 2.Dc7!; aber 1.- Lf3!; 1.Dh7! (2.D:f5+) Lf3 2.De7 Sc3 3.Dc7; 1.- Tc2 2.Db7+ Tc6 3.Dd7+).
Michael Barths#3 (9+12)
Ludovit Lacnys#3 (15+13)
harmonie 1997, 4. Lobs#4 (9+10)
1.Dc4+? Tc5 2.S:e5+ L:e5!
1.D:e6+ Ld6 2.S:e5+ T:e5!
1.Ta7! (2.Lb7+ Kd7 3.Sf6+ S:f6#)
1.- L:a7 2.Dc4+ Tc5 3.S:e5+ S:e5#
1.- T:a7 2.D:e6+ Ld6 3.S:e5+ S:e5#
Doppelte Beugung (natürlich nicht 2 x Hamburger, wie der Autor meint). Sauber konstruiert, aber nichts Neues gegenüber analogen orthodoxen Themendarstellungen.
1.Lc5? (2.De5+ K:e5#) Td6!
1.Lb6? (2.De5+ K:e5#) Ld6!
1.d8S! (2.d6+ nebst 3.T:f4+ K:f4#)
1.- T:a5/L:a5 2.Lc5/Lb6! ~ 3.De5+ K:e5#
Weder Dresdner Thematik noch Beugung, aber immerhin zwei logische Probespiele. In der Lösung wird jeweils ein schwarzer Verteidiger weggelenkt und der zweite durch einen Zug des weißen Läufers verstellt, so daß die weiße Dame die schwarze Königsbatterie in Gang setzen kann. Lobenswert ist die Realisierung der Idee mit stillen Zügen, aber der Aufwand in einer gerade noch legalen Stellung ist gewaltig und nach dem zweiten weißen Zug passiert nichts mehr.